Nachfolge: Jetzt ist der Sohn da
Thomas Deisler steigt ins Gundelfinger Unternehmen ein. Text von Katharina Gaugenrieder
Thomas Deisler steigt ins Gundelfinger Geschäft ein
VON KATHARINA GAUGENRIEDER
Gundelfingen Sonderangebote, mit denen locken viele Geschäfte Kunden. Bei Textil Betten Deisler in Gundelfingen aber gibt es seit Kurzem Sohn-da-Angebote. Und dabei handelt es sich nicht um einen Schreibfehler. Vielmehr will Inhaber Conny Deisler damit den Einstieg des jüngsten Sohnes ins Unternehmen feiern. Und davon sollen auch die Kunden etwas haben.
Seit 1842 gehören die Deislers mit ihrem Geschäft zur Wirtschaftswelt in der Gärtnerstadt. Früher einmal gab es hier Kaffee, Öl oder Petroleum. Mittlerweile ist der Laden am Unteren Tor eine der ersten Adressen für all diejenigen, die eine neue Matratze brauchen. „Mit Thomas ist das die sechste Generation von Deislers“, sagt Vater Cornelius Deisler. Und darauf sei er schon stolz. „Es gibt ja sehr viele Firmen, wo vier, fünf Kinder da sind und keiner das Geschäft übernimmt.“
Auch Thomas Deisler hat fünf ältere Geschwister. Die Großeltern hatten die Firmennachfolge nach einer Anekdote damals entschieden, indem sie ihren Kindern abends ein Zehnerle in die Hand gaben, das morgens nur noch Conny Deisler fest umklammert hielt und so zum Nachfolger gekürt wurde. Eine Generation später gab es ein solches Auswahlverfahren nicht. Doch nach und nach, erzählt Thomas Deisler, der als Kind mit einer Fußballerkarriere liebäugelte, lernten die Geschwister alle andere Berufe.
Vonseiten der Eltern habe es keinen Druck gegeben, sagt der Firmennachfolger. „Aber man fühlt sich dieser langen Tradition natürlich schon irgendwie verpflichtet. Es wäre schade, die einfach wegzuwerfen“, sagt der 23-Jährige. So stieg er nach seinem Wirtschaftspädagogik-Studium im April in das Geschäft ein. Besonders der Kundenkontakt macht ihm dabei Spaß. „Jeden Tag wird es für mich mehr zur Freude und zur Ehre, das machen zu dürfen.“ Vorerst sind die Rollen im Hause Deisler noch klar verteilt: „Er ist der Chef und ich bin sein Angestellter“, beschreibt der Sohn die derzeitige Hierarchie. Doch das könnte sich schon in ein paar Jahren ändern. „Ich könnte mir vorstellen, zum 175. Jubiläum in fünf Jahren aufzuhören“, sagt Cornelius Deisler. Eine andere Option wäre für ihn auch die des Teilzeitrentners – ein bisschen Matratzen ausfahren, das Schaufenster dekorieren und natürlich Werbesprüche dichten. „Da hat er schon die Zusage von mir, dass er das zeitlebens machen darf“, sagt der Sohn. Auch wenn der Senior dem Junior auf diesem Gebiet ebenfalls Talent bescheinigt.
Viel Talent habe dieser aber auch im Bereich Computer und Grafik. Erst kürzlich gestaltete der 23-Jährige einen Flyer zum Kissen, das der Vater entwickelte. Auch die Homepage wird von ihm aktuell gehalten. „So kommen neue Ideen mit alten zusammen – das ist ein Erfolgsrezept“, sagt der 61-jährige Vater, der durch den Einstieg des Sohnes jetzt mehr Zeit hat, um auf Messen neue Kunden zu werben. „Stillstand ist Rückschritt“ – das war bei Deisler seit jeher die Devise. Und sie wird es auch in der sechsten Generation bleiben.