Lange Geschichte geht weiter
Thomas Deisler übernimmt vom Vater Geschäft in Gundelfingen Text: Jakob Stadler Donau Zeitung
Wer das Büro der Deislers betritt, dem blicken die Ahnen der Familie in die Augen. Ein Gemälde von Philipp Deisler hängt über dem Schreibtisch, der Mann, der das heutige Textil- und Bettengeschäft am Gundelfinger Stadttor 1842 eröffnete. Damals gab es dort Lebensmittel, Kolonialwaren und eigens gewebte Stoffe. Weiter geht es mit einem Gemälde vom ersten Cornelius Deisler, dem Sohn des Gründers, der das Geschäft 1894 übernahm. Vom Nächsten der Reihe, dem zweiten Philipp Deisler, existiert ein Foto, eine Schwarz-Weiß-Aufnahme. Er führte den Laden am längsten, von 1908 bis 1963, über zwei Weltkriege hinweg. Schwarz-Weiß ist auch das Foto von Josef Deisler, ab 1963 Inhaber des Ladens. „Mein Opa, den hab ich noch kennengelernt“, sagt Thomas Deisler, 28 Jahre alt. Er und sein Vater Cornelius sind Gegenwart und Zukunft des Geschäftes. Cornelius Deisler – der eigentlich Philipp Cornelius Deisler heißt – hat den Laden 1980 übernommen. 2013 stieg sein Sohn mit ein. Ende des Jahres will der Vater in Rente gehen, der sein Geschäft über Gundelfingen hinaus mit gereimten Anzeigen bewirbt.
Thomas Deisler ist sich der Historie seines Ladens bewusst. „Tradition ist eine der schönsten Sachen, die man haben kann.“ Alte Geschäftsbücher zeigen zufällige Überschneidungen zwischen dem Leben des jüngsten Deislers und denen seiner Ahnen. Ein Buch beschreibt, wie die Deislers Geschäfte mit dem Handelshaus Maercklin in Stuttgart machten. In Stuttgart, wo Thomas Deisler Wirtschaftspädagogik studierte – und nebenbei bei Maercklin arbeitete. „Mein Urururgroßvater hat dem Urururgroßvater meines Chefs Zucker nach Stuttgart geliefert.“ Das traditionsreiche Stuttgarter Unternehmen Maercklin zeigt allerdings, dass auch Geschäfte mit langer Historie nicht vor einer Pleite gefeit sind. 2011 feierte das Handelshaus sein 250-jähriges Bestehen. 2014 folgte die Insolvenz.
Auch wenn Deisler erklärt, dass er mit den Geschäften sehr zufrieden sein kann, sieht er auch, dass in der Region bereits einige Matrazengeschäfte geschlossen haben. „Nicht jammern, damit erreicht man nix“, sagt Thomas Deisler. Er setze auf die Stärken seines Ladens. „Ich biete, was das Internet nie bieten kann. Service, Beratung und gratis Kaffee.“ Außerdem: Wenn viele andere zumachen, bedeute das auch weniger Konkurrenz. „Der Beste setzt sich am Ende durch.“ Hinzu komme, dass die Onlinehändler in erster Linie gar nicht ihm die Kunden abspenstig machen. Wer seine Matratze online bestellt, hätte diese vor ein paar Jahren eher bei einem der großen Möbelhändler gekauft. „Die wollen keine Beratung“, sagt er. Wenn Cornelius dem Geschäft Ende des Jahres den Rücken kehrt, bricht endgültig ein neues Kapitel der Deisler-Geschichte an. Obwohl der 66-Jährige sagt, es könne schon sein, dass er noch ab und zu helfe. „Wenn ich nicht gerade im Urlaub bin. Der kam 40 Jahre zu kurz.“